OMR 2019: Ein Rückblick auf das mega Marketing-Event

Björn Schaper
Von Björn Schaper am 14.05.2019 08:23:30
OMR 2019 ein Rückblick

Was Messeveranstalter von den „jungen Wilden“ lernen können – und was nicht

Vor Ort • Lesezeit: 5 Min.

Letzte Woche war es wieder so weit: In Hamburg fand das meistgefeierte Online-Marketing-Event Deutschlands statt, die Online Marketing Rockstars, kurz OMR. Dieses Messe-Festival gilt als großes Vorbild in Sachen Zukunft der Messe. Wir geben einen Überblick, was die OMR richtig macht – und wo sie noch dazulernen kann.

1. Messe aus Besuchersicht gedacht

 

Philipp Westermeyer:  „Der Gast soll bei uns der absolute King sein“

Dieses Leitmotto spürt man von der ersten Sekunde an: Anders als auf vielen anderen Veranstaltungen erwarten den Besucher am Eingang kaum Warteschlangen bei der Registrierung und bei der Garderobe. Im Allgemeinen sind die Wege kurz und übersichtlich und man findet sich schnell zurecht. Durch Foodtrucks und OMR-eigene Stände gibt es ein reichliches Angebot an Speisen und Getränken und die Schlangen sind meist überschaubar. Selbst auf dem Freigelände zwischen den Messehallen versorgten Mitarbeiter die Besucher mit mobilen Kaffee- und Snack-to-Go-Angeboten und bei Regen standen kostenlose Regenschirme an allen Ausgängen bereit. Zu den zahlreichen Messetoiletten wurden WC-Container aufgestellt, um auch hier die Wartezeiten zu reduzieren. Nettes Detail: Neben den Waschbecken fanden die Besucher kostenlose Hygiene-Artikel von OMR-Sponsoren – das verstärkt den Eindruck eines „entspannten Besuchs bei Freunden“. Ich persönlich habe bisher auf keiner Messe gesehen, dass es zusätzlich zu den normalen WC- und Essensangeboten von Seiten des Veranstalters Angebote in dieser Vielzahl gibt. Auch die Anbindung der Messe Hamburg an den Hauptbahnhof ist sensationell (5 Minuten Fahrtzeit mit dem öffentlichen Nahverkehr). Anreise, Registrierung, Garderobe und Einlass sind bei fast allen Messen eine große Hürde und mit viel Stress verbunden. Dies ist bei der OMR ganz anders und man kommt entspannt an der Messehalle an.


Das gelungene Besuchermanagement hat uns auf der OMR gut gefallen

2. Payment und Technik

Zu Beginn erhielt jeder Besucher je nach Ticket ein blaues oder gelbes Eintrittsband mit NFC Chip. Dieses diente nicht nur zur Unterscheidung der regulären von den All-Inclusive-Besuchern, sondern zugleich als Zahlungsmethode. Dafür wurde nach jedem Einkauf (egal ob an OMR-eigenen Ständen, Foodtrucks oder bei Partner-Angeboten) der Chip gescannt. Der Beleg inklusive Kontostand wurde per E-Mail geschickt und im Anschluss der Messe erhielt jeder Besucher eine komplette Rechnung. Das vereinfacht nicht nur die Reisekostenabrechnung, sondern verkürzt auch die Wartezeiten an den einzelnen Stationen vor Ort. Beeindruckende und gut umgesetzte Nutzung von moderner Technik! In der Theorie lässt sich das auch auf den Rest der OMR übertragen. An die Festival-App und QR-Codes statt Visitenkarten wurde genauso gedacht wie an kostenfreies WLAN auf dem gesamten Messegelände. Trotz technischer Schwierigkeiten bin ich sehr beeindruckt, denn die allerwenigsten deutschen Messen bieten ein so umfangreiches Angebot.


Bargeldloses Bezahlen machte den Aufenthalt auf der OMR angenehm einfach

3. Atmosphäre und Design

Die Online Marketing Rockstars sind bunt, laut und jung. Das spiegelt sich selbstverständlich auch im Design der Messehallen wider – wurde aber sehr viel weniger anstrengend umgesetzt, als es klingt. Die Grundausstattung war ziemlich schlicht und im Industrial-Style gehalten.

 

OMR-Gründer Philipp Westermeyer im Gespräch


So wurde der Expo-Bereich beispielsweise durch eine große Wand aus Schiffscontainern von einer Bühne abgegrenzt. Das war nicht nur trendsicher, sondern auch sehr wirkungsvoll. LED-Deckenhänger und bunte Details sorgten für Hingucker und Orientierung in den ansonsten eher dunklen Messehallen. Durch sehr stimmige und gute Lichttechnik wurde eine angenehme Atmosphäre geschaffen und die Besucher wurden nicht überfrachtet oder überfordert. Sowohl im Innen- als auch im Außenbereich standen mehr als genug Sitzgelegenheiten und Stehtische zur Verfügung, sodass sich jeder eine Pause vom anstrengenden Messetag gönnen konnte. Einige Vortragsbereiche befanden sich inmitten der großen Messehalle, was zu Problemen hätte führen können. Doch die Eventplaner hatten mitgedacht und verteilten am Eingang dieser Bereiche Funkkopfhörer und garantierten so, dass jeder ungestört und konzentriert dem Vortrag folgen konnte. Auch die Integration der Party sorgt für eine gelungene Atmosphäre: Statt sie auszulagern (wie es z.B. die gamescom und die dmexco machen) finden Konzerte und die Party direkt auf dem Messegelände statt. Das sorgt für ein echtes Festival-Feeling, das die Zeit zwischen den Keynotes und Masterclasses auflockert. Außerdem bleibt den vom langen Tag erschöpften Messebesuchern der umständliche Weg zur Party-Location erspart. So herrscht an beiden Messetagen eine entspannte und ungemein gute Stimmung, die sich auch auf das Networking auswirkt.

Hier ein paar Eindrücke in bewegten Bildern:


4. Education

Auf 4 großen Bühnen (eine davon allerdings nur für die Inhaber eines All-Inclusive-Tickets) konnten die Messebesucher Speakern aus allen erdenklichen Branchen lauschen. Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Wirtschaft gaben Einblicke und Ausblicke und diese Vielfältigkeit ist wirklich selten. Besonders hervorheben möchte ich hier die Guided Tours, die zu Themen wie „B2B“ und „Content Marketing“ stattfanden und den Besuchern ausgewählte Messeaussteller nahebrachten. In den vollen Messehallen boten sie so eine hilfreiche Orientierung. Hinzu kamen zahllose Masterclasses, die nach vorheriger Anmeldung besucht werden konnten und in denen einzelne Themen sehr ausführlich behandelt werden sollten. Hier muss leider gesagt werden, dass die OMR dieses Jahr stellenweise mit dem Problem von werblichen Masterclasses zu kämpfen hatte. Das lag wohl an den Verknüpfungen Sponsor/Masterclass und Aussteller/Masterclass. Denn nicht jeder Sponsor und jeder Aussteller hatte zwangsläufig auch wirklich wissenswertes weiterzugeben. Natürlich bezieht sich das nicht auf alle Masterclasses, doch eine allgemeine Unzufriedenheit unter den Besuchern war nicht zu leugnen. Hier wird deutlich, welch große Ambitionen die OMR verfolgt und wie schwierig die Fusion von Messe, Kongress und Festival in der Realität ist. Fürs nächste Jahr wünschen wir uns eine bessere Qualitätskontrolle – hier können die jungen Wilden ganz eindeutig noch von den alten Hasen lernen, die sich auf Kongresse und Vorträge spezialisiert haben.


Die OMR bot teils informative Masterclasses und Speaker

5. EXPO

Insgesamt 400 Aussteller präsentierten sich und ihre Dienstleistungen in zwei Messehallen. In der ersten Expo-Halle reihte sich Messestand an Messestand und die vertretenen Unternehmen waren nur schwer zu unterscheiden, denn das Design der Messestände war vorgegeben und der Platz begrenzt. Networking und Neukunden-Akquise, eigentlicher Sinn und Zweck dieser Messe, wurden dadurch deutlich erschwert. Die zweite Messehalle war den Branchengrößen vorbehalten: Hier buhlten Google, Facebook, Adobe und Co. mit beeindruckenden und individuellen Messeständen um Aufmerksamkeit. Das war sehr unterhaltsam und abwechslungsreich für die Besucher, ich persönlich finde den Unterschied zwischen den beiden Hallen allerdings zu groß. Schön wäre ein dritter Bereich mit kleinen, individuellen und ausgefallen Messeständen für etwas größere Unternehmen und solche aus dem Mittelstand. Eine sinnvolle Ergänzung wäre auch eine Halle für den Digitalstandort Deutschland, da in Halle 6 primär die internationalen Unternehmen vertreten waren.


Auch der Expo-Bereich der OMR hielt spannendes bereit

Insgesamt lässt sich festhalten, dass die OMR nach wie vor als Vorbild für deutsche Messen dienen sollte. Statt einer bekannten Messegesellschaft steht mit Philipp Westermeyer ein „Branchenfremder“ hinter diesem Event. Das macht es ihm leichter, bekannte Messe-Muster aufzubrechen und einfach alles anders zu machen als die anderen Messen. So schafft er es, die Besucher jedes Jahr aufs Neue wieder zu überraschen und zu begeistern.

 

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